Über Marte Meo

Professionelle im therapeutischen Bereich sind in der Regel darauf spezialisiert, Einschränkungen ihrer Patienten zu erkennen und diagnostisch zu benennen. Oft steht daher das, was nicht funktioniert, im Fokus ihrer Aufmerksamkeit.

In der Fachwelt wird dieser vorwiegend krankheitsorientierte Ansatz seit längerem kritisch diskutiert. Daher haben sich inzwischen auch andere Arbeitsweisen entwickelt. Diese zielen in erster Linie darauf ab, vorhandene Ressourcen zu identifizieren und diese für erwünschte Lösungen zu nutzen.

Beiden Herangehensweisen ist jedoch oftmals gemein, dass der jeweilige Fachjargon nicht notwendigerweise an die Alltagsrealität von Eltern und Kindern anknüpft.

Maria Aarts, die Begründerin der „Marte Meo“-Methode, beschrieb dieses Dilemma in der Erziehungsberatung wie folgt:

„Fälschlicherweise ging ich davon aus, dass Eltern das Gleiche wahrnehmen und verstehen und über die gleichen Fähigkeiten verfügen würden wie ich. … Im Kontakt mit den Eltern wurde mir aber deutlich, dass den Eltern viel zu viele abstrakte Informationen vermittelt wurden. ‚Er braucht mehr Struktur‘ oder ‚Er muss mehr Vertrauen entwickeln‘ waren Sätze, die die Eltern hörten. Den Eltern ging es aber vor allem um das ‚Wie‘ und ‚Wann‘.“

Diese Erkenntnis wurde zum Ausgangspunkt einer neuartigen Weise der Elternberatung, die sich aufgrund ihrer Erfolge inzwischen weltweit verbreitet hat.

Anhand videogestützter Interaktionsanalysen begann Aarts mikroskopisch genau zu erforschen, was zufriedene Eltern im Umgang mit ihren Kindern intuitiv tun. Sie identifizierte die entscheidenden Interaktionsmuster, die Kinder bestmöglich in ihrer Entwicklung unterstützen. Zugleich entwickelte sie Kriterien anhand derer überprüft werden kann, wo genau der Entwicklungsprozess eines Kindes ins Stocken geraten ist.  Anstatt Eltern dann darauf hinzuweisen, was sie falsch machen, zeigte Aarts ihnen dann mittels kurzer Videosequenzen, wo sie sich bereits ganz von selbst entwicklungsfördernd für ihr Kind verhalten. Das wirkt sehr krafvoll, denn ein Bild sagt mehr als tausend Worte.

Diese positiven Elemente bewusst zu machen, sie vermehrt zu nutzen und Probleme in erster Linie als Entwicklungsaufgabe zu begreifen steht im Zentrum der „Marte Meo“-Arbeit.

Ganz praktisch gehe ich dabei wie folgt vor:

Ausgehend von Ihrem Anliegen werde ich sie bitten, kleine Filmsequenzen einer typischen Problemsituation anzufertigen. Daraus wähle ich im Vorfeld der Beratung diejenigen Sequenzen aus, die zeigen, was Sie oder ihr Kind bereits richtig gut machen.

Im Verlauf eines gemeinsamen „Reviews“ werde ich Ihnen erläutern, wann, wie und warum Sie Ihr Kind in diesem Moment unterstützen. Im Vordergrund stehen die folgenden Fragestellungen:

  • In welchem Moment zeigen Sie entwicklungsförderndes Verhalten?
  • Was genau passiert in diesem Augenblick?
  • Womit genau unterstützen Sie in diesem Moment Ihr Kind?
  • Was genau bedeutet dies für Ihr Kind?
  • Wozu ist dieses Verhalten daher gut?

Anschließend werden wir eine Liste der noch zu entwickelnden Fähigkeiten erstellen und diese Schritt für Schritt gemeinsam erarbeiten. In den Folgevideos können Sie sich selbst davon überzeugen, wie alle Beteiligten weitere Fertigkeiten hinzugewinnen.

Es geht also nicht darum, pädagogische Tricks oder Ideen anderer umsetzen. Vielmehr möchte ich Sie wieder mit Ihrer ureigenen Handlungsfähigkeit verbinden. Dies stösst einen Entwicklungsprozess an, der die Qualität des Familienlebens für alle spürbar verbessert und zu grösserer Zufriedenheit führt.